Ergebnisse der Bundeswaldinventur 3

 

Baden Württemberg gilt als Waldmusterländle. Hier hat die Forstwirtschaft früh Ihre Hausaufgaben gemacht. Die Umstellung auf klimasichere und ökologisch wertvolle Bestände hat eine lange Entwicklung hinter sich. Das zeigt nun auch die Bundeswaldinventur 3 (BWI 3).
Die Bundeswaldinventur ist eine Stichprobenaufnahme aller Waldflächen in Deutschland. Dabei werden forstrelevante Daten in einem Raster von ca. 4 km x 4 km erhoben. In Baden-Württemberg ist das Aufnahmeraster mit 2 km x 2 km besonders eng und daher sehr aussagekräftig. Die Aufnahme geschieht über Probekreise, in denen alle Bäume ab 7 cm Durchmesser aufgenommen werden. Zudem werden Totholzanteile, Baumalter, Biodiversität, Durchmesserklassen, Baumarten und noch viele weitere Daten aufgenommen. Die Auswertung geschieht dann über Hochrechnungen der aufgenommenen Daten.

Die Waldfläche in Deutschland ist mit 11.419.124 Hektar sehr konstant (1 ha =100 m x 100 m). Das entspricht ca. 32 % der Bundesfläche. Damit liegt Deutschland über dem europäischen Mittel. In Baden-Württemberg bedeckt die Waldfläche mit 1.1371.847 ha - rund 38 % der Landesfläche. Davon sind ca. 1.323.958 ha zugänglicher Waldboden.

In Baden-Württemberg wurde über die letzten Jahrzehnte eine erhebliche Wandlung in der Struktur des Waldes vollzogen. Die Zielvorgabe war eine stärkere Durchmischung mit mehr Laubholzanteilen. Dies wurde auf großen Teilen der Waldfläche erreicht. Vor allem die Buche hat davon profitiert. Sie konnte in Baden-Württemberg stark zulegen. Insgesamt kann von einer Zunahme der Laubholzflächen gesprochen werden. Dabei profitieren vor allem Halbschatten- und Schattenbaumarten. Was die Raumdichte angeht, so belegt das Laubholz nun sogar schon 52 % der Fläche.

Die Tanne hält sich sehr konstant mit 8 % auf der Fläche. Es vollzieht sich momentan eine Verschiebung der Baumaltersstruktur, was eine Zunahme hinsichtlich des Starkholzes wiederspiegelt. Über alle Baumarten ergibt sich eine Zunahme um ca. 8 % (ab ca. 140 Jahre). Unsere ältesten Baumarten sind die Tanne und die Eiche, wobei die Eiche am ältesten ist.

Diese Tendenz zeigt sich auch in der Vorratsentwicklung auf den Waldflächen. Der Vorrat spiegelt den stehenden Bestand in m³ wieder (über alle Baumarten) und wird in Vorratsfestmeter mit Rinde (Vfm. m. R.) gemessen.

Der Vorrat hat seit 1987 stetig zugenommen. Dies vor allem im Klein- und Mittlerenprivatwald auf über 450 Vfm. m. R. Der Großprivatwald hat seinen Vorrat von 355 Vfm. m. R. auf 345 Vfm m. R. abgesenkt. Es kann dennoch von einer deutlichen Steigerung des stehenden Bestandes gesprochen werden, trotz der kontinuierlichen Nutzung. Die Anteile der Fichte sind auf der baden-württembergischen Gesamtfläche von 230.716 Vfm m. R. im Jahre 1987 auf 200.127 Vfm m. R. gesunken. Dies hängt neben der waldbaulichen Umstellung auch mit den Stürmen Vivian & Wiebke, Lothar und Kyrill zusammen.
Hinsichtlich des Zuwaches pro Hektar und Jahr (Vfm/ha/a m. R.) ist Baden-Württemberg wieder spitze mit 12,3 Vfm/ha/a. Allerdings ist dieser seit dem Jahr 2002 mit 13,8 Vfm/ha/a m. R. um 1,5 Vfm/ha/a gesunken. Dies hängt mit dem stärkeren Anteil der Laubhölzer zusammen, die nicht so wüchsig sind wie Nadelhölzer. So schafft es die Fichte aktuell auf 15,1 Vfm/ha/a m. R., während die Buche 11,1 Vfm/ha/a m. R. erreicht. Beide Baumarten unterliegen allerdings ebenfalls einem Wuchsrückgang aufgrund der genannten Bestandesalter, denn mit zunehmendem Baumalter schwindet auch die Wüchisgkeit. Parallel dazu haben wir einen Abgang über alle Baumarten von ca. 11,6 Vfm/ha/a m. R.. Hierbei wird die Fichte mit 18,1 Vfm/ha/a m. R. um 3 Vfm/ha/a m. R. jährlich übernutzt, während die Buche mit 8,9 Vfm/ha/a m. R. um 2,3 Vfm/ha/a m. R. unternutzt wird. Es wächst also mehr Buche zu, als genutzt wird, und es wird mehr Fichte genutzt, als nachwächst.
Die waldbaulichen Trends gehen stark in Richtung Dauerwald mit hohen Laubholzanteilen. Der Wald wird dadurch stabiler und ökologischer. Allerdings nur bis zu einem gewissen Vorratsgrad. Mehr Vorrat bedeutet mehr Angriffspotential im Wald. Es müssen auch Zuwachsverluste in Kauf genommen werden, wenn mehr Laubholz eingebracht wird. Mehr Starkholz in den Wäldern bedingt Spezialisten, die dieses Holz sägen und verarbeiten können. Aussagen zu den Qualitäten sind leider nicht Bestand der BWI 3. Daher ist es schwierig einzuschätzen, welches Potential hinter dem Starkholz steckt.