ONLINE-TAGUNG HOLZBAU ist Zukunft

 

05.11.2020

„Holzbau kann erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten“

Der Klimaschutz und die Potentiale des Holzbaus hierbei waren unter anderem Thema am 05. November bei der „ONLINE-TAGUNG HOLZBAU ist Zukunft“. Ursprünglich als analoge Tagung an der Hochschule Konstanz im Mai 2020 geplant, musste nun Corona-Bedingt der Ersatztermin online stattfinden. proHolz Schwarzwald und die Hochschule Konstanz organisierten Vorträge rund um das Thema Bauen mit Holz mit Fokus auf technischen Themen.

Begrüßt wurden die rund 50 Teilnehmer vom Baubürgermeister der Stadt Konstanz Karl Langensteiner-Schönborn. Dieser kündigte an, ein städtisches Förderprogramm für den nachwachsenden Rohstoff zu erarbeiten, um Impulse für nachhaltiges und CO2 sparendes Bauen zu schaffen. Auch beim neuen geplanten konstanzer Stadtteil „Hafner“ soll die Holzbauweise berücksichtigt werden.
 

Gleich der erste Vortrag mit Prof. Annette Hafner von der Ruhruniversität Bochum behandelte das Thema Nachhaltigkeit. Die Expertin für Umweltzertifizierungen im Bauwesen betonte, dass der Holzbau einen erheblichen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten könne. Nicht alleine, aber als eine von vielen Strategien. Bei der Errichtung eines Holzgebäudes entstünden im Vergleich mit einem gleichwertigen Gebäude in mineralischer Bauweise je nach Ausführung zwischen 9 % und 56 % weniger CO2 Emissionen. Als gutes Beispiel nannte Frau Hafner das Quartier Prinz-Eugen-Park in München.

Prof. Jörg Schänzlin von der Hochschule Biberach ermöglichte mit seinem Vortrag einen Einblick in die Normungsarbeit. Der Eurocode 5 soll bis 2022 überarbeitet und verbessert und vor allem die nationalen Anhänge dem Hauptteil angepasst werden. Beispielsweise sollen auch die Anforderungen bzgl. der Verformung zukünftig materialunabhängig sein. Fallstricke könnten bei der Einführung veränderte Beiwerte sein, welche bei der Bemessung einige Zusatzreserven schaffen.

 

 

Prof. Jörg Schänzlin bei seinem Vortrag
Prof. Jörg Schänzlin bei seinem Vortrag

 

Weiter ging es mit Holzbrücken in integraler Bauweise. Thorsten Helbig von Knippers Helbig hat mit seinem Ingenieurbüro bereits drei dieser Brücken erstellt. Das Besondere der integralen Bauweise sind die Auflagerpunkte des Brückenkörpers. Üblicherweise befindet sich hier ein Gleitlager mit einer entsprechenden Fuge. Genau diese Fuge ist jedoch aus der Sicht des konstruktiven Holzschutzes kritisch. Bei der integralen Brücke ist der Brückenkörper fest mit den Auflagerpunkten verbunden und somit eine große Schwachstelle beseitigt. Bei den drei Praxisbeispielen wurden zudem Feuchtesensoren eingebaut, um eventuell auftretende Leckagen in der Deckschicht rechtzeitig zu erkennen und zu beseitigen. Langzeiterfahrungen gibt es bisher noch keine, die Planer rechnen aber mit keinen Nachteilen gegenüber herkömmlichen Brückenkonstruktionen.

Nach einer Mittagspause starteten zwei Referenten mit Ihrem Vortrag zum Wasserpark Rulantica des Europa-Park in Rust. Das hölzerne Raumfachwerk ist gefächert angeordnet, ca. 85 m Lang, 4,80 m hoch und 3,40 m breit. Wolfgang Müll von Holzbau Amann berichtete aus Sicht der Ausführenden, während Samuel Blumer als Tragwerksplaner von der sblumer ZT in Graz seine Vorgehensweise schilderte. Entscheidungsgrund für die Ausführung des Tragwerks in Holz sei unter anderen die hohe zu erwartende chemische Belastung des Bauwerks durch Chlor gewesen, so Herr Müll. Hierbei ist Holz widerstandsfähiger als z.B. Beton und Stahlkonstruktionen.

Im letzten Vortrag der Online-Tagung ging es ebenfalls um ein besonderes Projekt. Der Bjergsted Financialpark in Stavanger, Norwegen ist derzeit zweifelsohne eines der imposantesten Holzkonstruktionen weltweit. Von architektonischer, vor allem aber auch von konstruktiver Seite. Denn der Entwurf von Helen&Hard und SAAHA bot z.B. mit großen Auskragungen einige Herausforderungen für die planenden Statiker und auch das Baumaterial. Kein Wunder, dass deshalb in vielen Bereichen die äußerst leistungsfähige Baubuche zum Einsatz kam. Jan Hassan von der Pollmeier Massivholz GmbH & Co KG unterstrich in seinem Vortrag diese Leistungsfähigkeit. Die Herausforderung von statischer Seite wurde von Hermann Blumer mit Création Holz sehr gerne angenommen. Als zweiter Referent schilderte er mit viel Begeisterung den Prozess in der Planung für das außergewöhnliche Projekt. Dabei betonte er die Wichtigkeit der Verbindungen im Holzbau, welche Entscheidend für Wirtschaftlichkeit und Qualität seien. In Stavanger hat man die Decken und Stützen mittels Buchenholzdübel verbunden. Eine alte, aber auch äußerst leistungsfähige Lösung.

 

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