HolzbauTAGUNG Konstanz - konstruktiv I kreativ I innovativ

 

Konstanz, 21.10.2021

Auf der Fachtagung zum Thema Holzbau fanden sich am 21. Oktober 2021 rund 100 Teilnehmer digital und vor Ort in Konstanz ein. Die Veranstaltung war ein Gemeinschaftsprojekt der HTWG in Konstanz und dem Cluster proHolz Schwarzwald. Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn kündigt dabei ein echtes Nachhaltigkeitskonzept für die Stadt an, der Holzbau solle eine wichtige Rolle spielen.

Nach wie vor ist die Covid-Lage für Veranstalter eine Herausforderung, weshalb man sich früh für eine hybride Durchführung der Holzbautagung entschieden hatte. Die Live-Übertragung für die Online-Teilnehmer war eine optimale Ergänzung und ermöglichte einem größeren Interessentenkreis die Teilnahme.

Der erste Vortrag durch Anton Sisa von der A B A Holzbau van Kempen GmbH begann direkt nach einer kurzen Begrüßung durch Elias Wahl (proHolz Schwarzwald) und Moderator Prof. Wolfgang Francke (HTWG Konstanz). Thema war ein einzigartiges Projekt in der Nähe von Würzburg. Der Online-Großhandel Sprintis hat auf einem Parkdeck mehrere Inseln in Holzbauweise mit einem Beachvolleyball- und Fußballfeld, einer Chill-Area und einem Besprechungsraum geschaffen. Herausforderung war dabei unter anderem der konstruktive Holzschutz der offenen Holzkonstruktion.

Anton Sisa, A B A Holzbau van Kempen GmbH
Anton Sisa, A B A Holzbau van Kempen GmbH

Markus Rommel, Wirth Haker Ingenieure zeigte den Teilnehmern zwei Holzbau-Projekte aus Sicht der Tragwerksplanung. Im Ergebnis ähnlich, aber in der Ausführung doch mit großen Unterschieden gestalten sich die zwei vorgestellten Bürogebäude der EWS Schönau und der Verwaltungszentrale von Gutex im Schwarzwald. Grundlegend unterschiedlich ist die Aussteifung der Baukörper: während bei der EWS ein Betonerstschließungskern eingesetzt wurde, ist beim Gebäude der Firma Gutex die Steifigkeit über Brettsperrholzwände an entsprechender Stelle gesichert. Letzteres gelingt unter anderem durch den intelligenten Einsatz von Baubuche.

Für die dritte Projektvorstellung durften die Teilnehmer den Ausführungen von Christoph Dünser, Hermann Kaufmann + Partner ZT aus Österreich gespannt folgen: Die neue Produktionshalle der SWG Schraubenwerk GmbH in Waldenburg ist ein Projekt an der absoluten Grenze des Möglichen. Enorme Spannweiten von über 40 Metern gepaart mit einer möglichst schlanken Erscheinung machen die Fachwerkträger aus Baubuche zur echten Herausforderung für Planer und Material. Durch traditionelle Holz-Holz-Verbindungen, ausgetüftelten Metallverbinder und Auslastungen von bis zu 99,9 % konnte das Projekt realisiert werden. Fehlertoleranzen bei der Ausführung gab es dabei aber kaum. Herausgekommen ist jedoch eine Halle, die weltweit ihresgleichen sucht.

Christoph Dünser, Hermann Kaufmann + Partner ZT GmbH
Christoph Dünser, Hermann Kaufmann + Partner ZT GmbH

Nach der Mittagspause, bei der sich die Teilnehmer über weitere Holzbauprojekte an der Ausstellung 100 Holzbauten informieren konnten, richtete Karl Langensteiner-Schönborn als Baubürgermeister der Stadt Konstanz seine Worte an die Teilnehmer. Konstanz wolle die Zukunft in Holzbauweise gestalten und entwerfe derzeit ein echtes Klimaschutzkonzept, ohne Kompromisse. Mit 10 Nachhaltigkeitsfeldern möchte die Stadt ein Konzept entwickeln, welches auf allen Entwicklungsflächen Konstanz‘ und auch für andere Kommunen anwendbar ist. Dabei werde der Holzbau eine wichtige Rolle einnehmen, so der Bürgermeister.

Darauf folgte die Vorstellung der Firma dotscene durch Geschäftsführer Nicolas Trusch. Der eigens entwickelte Laser-Scanner samt Software ermöglicht die Digitalisierung von Bestandsgebäuden in „Echtzeit“. Das bedeutet, der Scan benötigt gerade so viel Zeit, wie es braucht, das Gebäude komplett abzulaufen. Mit einer Genauigkeit von ca. 2 cm bietet dotscene damit ein Tool, das die Sanierung und die Erhaltung von Bestandsgebäuden - egal wie krumm – deutlich vereinfacht.

Spannend war anschließend auch die Vorstellung des Forschungsprojektes TIMpuls, welches Konstruktionsweisen im mehrgeschossigen Holzbau hinsichtlich des Brandschutzes grundlegen untersucht hat. Thomas Engel von der TU München bekräftigte eingangs: „Die Leistungseigenschaften Tragfähigkeit, Raumabschluss und Wärmedämmung lassen sich auch mit dem Baustoff Holz vollumfänglich erfüllen“. Einfluss auf das Brandverhalten haben Anschlüsse und Elementfugen, die Bauteiloberflächen und selbstverständlich auch die vorherrschende Brandlast. Die durchgeführten Brandversuche machten deutlich, dass wirksame Löscharbeiten im Brandfall ohne besondere Maßnahmen möglich sind und dass unter Naturbrandbeanspruchung die Bauteilfügungen Ihre raumabschließende Funktion erfüllen und die Übertragung von Feuer und Rauch wirkungsvoll verhindern.

Karl Langensteiner-Schönborn, Bürgermeister Konstanz
Karl Langensteiner-Schönborn, Bürgermeister Konstanz

Klaus Wehrle, Architektur3 beschäftigt sich schon seit über 10 Jahren mit optimierten Planungsprozessen. Sein Fazit im Vortrag ist, dass sich im Bauteam durch frühzeitige Abstimmung mit allen Projektbeteiligten messbar Kosten einsparen und dadurch Vorteile gegenüber den meist teureren Generalunternehmern erreichen lassen. Ebenfalls können laut Wehrle durch die schlanke, prozessoptimierte Arbeitsweise eine höhere Kostensicherheit erreicht werden. Anhand mehrerer Bauprojekte wurde der integrative Bauprozess veranschaulicht.

„Einfach konstruieren – Einfach bauen“ lautete der Vortragstitel von Gordian Kley von merz kley partner in Dornbirn. Kley ging dabei auf holzbaugerechtes Entwerfen ein und betonte, dass man im Holzbau die Details von Anfang an mitdenken müsse. Die frühe Abstimmung mit allen relevanten Partnern sei dabei eine wichtige Tugend, bestätigte er außerdem seine Vorredner. Das renommierte Planungsbüro für Holzbauten konnte dazu mit vielen außergewöhnlichen Praxisbeispielen aufwarten. Herausgestochen haben dabei die Forschungshäuser in Bad Aibling des Architekten Florian Nagler, welche als absolute Lowtech-Gebäude die bauphysikalischen und raumklimatischen Anforderungen heutiger Wohngebäude erfüllen.

 

Gordian Kley, merz kley partner GmbH
Gordian Kley, merz kley partner GmbH
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