9. Freiburger Holzbautagung

 

16.03.2023, Freiburg

Volles Haus bei der 9. Freiburger Holzbautagung mit über 200 Tagungsteilnehmern - Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer, Minister Peter Hauk sowie OB Martin Horn begrüßten.

Zum neunten Male konnte proHolz Schwarzwald in Kooperation mit dem Regierungspräsidium Freiburg, der Stadt Freiburg und Holzbau Baden e.V. die Freiburger Holzbautagung durchführen. Am 16. März 2023 folgten dem Motto Holzbau vs. Klimawandel über 200 "Holzbaubegeisterte und Holzbaubegeisterungswillige" nach Freiburg, um den Vorträgen zu aktuellen Themen wie klimaoptimierte Quartiersplanung, die zeitgemäße Bewirtschaftung der Wälder und natürlich zu modernen und innovativen Holzbauprojekten zu folgen. Wie aktuell das Thema Bauen in Holz ist und warum es zukünftig an Bedeutung gewinnen wird, darüber referierten die Fachreferenten bei dieser Tagung. Die Moderation übernahm Cornelia Rupp-Hafner, Hauptgeschäftsführerin von Holzbau Baden e.V.

Die Eröffnung der Tagung mit über 200 Tagungsteilnehmer:innen übernahm Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer. Sie begrüßte alle herzlich im Schwarzwaldsaal des Regierungspräsidiums Freiburg.

Im Anschluss daran begrüßte Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, die Gäste. Dabei betonte er, dass Holzbau die beste Möglichkeit bietet, CO² langfristig zu binden. Insbesondere macht er klar, dass die Holzbaubranche den größten Anteil am Erfolg daran habe. Deren Knowhow sei von großer Bedeutung für den Klimaschutz. Aber auch die Gewissheit, dass das, was wir heute tun, frühestens in 20 Jahren Auswirkungen bringen wird. Gerade deshalb ermutigt er alle Bauwilligen, sich mit dem Holzbau anzufreunden. Es lohnt sich in jedem Falle.

Seinen Grußworten folgend, schloss sich Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn an. Er bestätigte vor allem, der steigende Wille zum Bauen in Holz sei sehr groß. 6.900 Wohnungen werden im neuen Freiburger Stadtteil Dietenbach entstehen. Eine der Besonderheiten des neuen Stadtteils ist, dass möglichst viele der Gebäude aus Holz gebaut werden sollen. Vor allem Bauholz aus heimischen Wäldern, das in regionalen Betrieben hergestellt wird, soll zum Einsatz kommen. Als hauptsächlicher Baustoff leistet Holz einen wesentlichen Beitrag zum Ziel, den neuen Stadtteil besonders dem Klimaschutz und der Ressourceneffizienz zu verpflichten. Um die Erreichung dieses ambitionierten Zieles zu unterstützen, wurde das Projekt „Urbaner Holzbau im Quartiersmaßstab Freiburg“ initiiert.

Im ersten Vortrag referierte Dipl.-Ing. (FH) Thomas Kuri, von kuriarchitekten Schopfheim, darüber, dass Holz nicht nur fürs Klima sehr gut sei, sondern insbesondere für Wohnen und Arbeiten ein Raum-Klima erzeugt, das einen besonderen Mehrwert darstellt. Am Beispiel des Supermarktes, Bäckerei und Cafés – „Beckesepp“ - zeigte er auf, warum die Ausführung ausschließlich aus Holz setzte. Das 4-fachausgezeichnete Gebäude in Sölden konnte sich unter anderem im Oktober 2022 unter 124 Bewerbern behaupten, in der Kategorie Baukultur Schwarzwald/Südbaden. Mit Ausnahme von der Bodenplatte und der weitläufigen Glasfront wurde komplett in Holz gebaut. Rund 800 cm³ Holz aus nachhaltiger und regionaler Forstwirtschaft binden langfristig etwa 800 t CO².

Anhand von Beispielen Referierte Frau Dr. Magdalena Szablewska, Technische Geschäftsführerin der Freiburger Stadtbau GmbH, Holzbau als Zukunftsstrategie – Rückschlüsse aus dem Projekt „Am Schildacker“, mit insgesamt 306 Wohneinheiten. Erklärtes Ziel der Stadt Freiburg, bis 2023 mindestens 60% Reduktion des CO² Ausstoßes erzielen.

Hoch spannendes zum Klimaschutz und Ressourcenschonung und die Rolle des Holzbaus, erhielten die Zuhörer von Frau Caya Zernicke und Herrn Michael Storck, von RUB – Ressourceneffizientes Bauen – Prof. Annette Hafner. „Nachhaltig bauen und leben“ oder „Schützen Hochhäuser aus Holz das Klima“, sind Fragen, die die Zuhörer anhand deren Ausführungen u.a. zur ökologischen Mustersiedlung Prinz-Eugen-Park in München, erläutert bekamen. Bauen im Bestand hat die größten Potentiale um klima- und ressourcenschonende Gebäude zu errichten. Auch die Anzahl der Geschosse sowie Um- und Aufbauten in Holzbauweise spielt dabei eine Rolle. Die Kern-Forschung im Holzbau ist es, den CO² Fußabdruck erheblich zu senken. Gerade dabei spielt die sogenannte Graue Energie eine wesentliche Rolle.

Die graue Energie eines Produktes ist die gesamte benötigte Energie, die für dessen Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung aufgewendet wurde. Berücksichtigt werden dabei sowohl alle Vorprodukte bis zur Rohstoffgewinnung, als auch der gesamte Energieeinsatz aller angewandten Produktionsprozesse.

Mit seinem Vortrag „Natur ist unsere Lieferantin – Klimaneutrales Bauen mit Stroh“, zeigte Markus Wolf von der Zimmerei Grünspecht eG, dass es sich durchaus lohnt sich mit dieser Form des Bauens intensiver zu befassen, denn nachhaltigeres Bauen geht nicht. Die in Holzrahmenbauweise erstellten Gebäude erhalten eine natürliche Strohdämmung, die im Anschluss mit Lehm verputzt werden. Der Stroh- und Lehmbau erschließt neue Wege, um zukunftsweisend zu bauen und dazu beizutragen, wertvolle Ressourcen zu schonen und verantwortungsbewusst mit unserer Umwelt umzugehen.
Viele Möglichkeiten des persönlichen Austausches boten sich in den Pausen. Reges Interesse herrschte an den Ständen der Fachaussteller-Betriebe. Abgerundet wurde mit leckeren Speisen aus dem Hause Catering-Sonne Malterdingen und das ganze bei herrlichem Sonnenschein.

Am Nachmittag Referierte Elias Wahl, von proHolz Schwarzwald, zu Planungshilfen im Holzbau, die Fachinformation für Architekten und Planer im Netz bereithalten. Zumal bietet die Holzbauweise signifikante Vorteile. Neben den bekannten Vorteilen geht es gerade darum, das eigene Wissen zu erweitern. Dazu gibt es im Netz frei zugängliche Fachinformationen. Diese können im Web über die Plattformen informationsdienst-holz.de, dataholz.eu und baunetzwissen.de/holz entsprechend abgerufen werden.

Urbaner Holzbau im Quartiersmaßstab, so der Referatstitel von Henry Heinen, Forstwissenschaftler bei der Stadt Freiburg, zusammen mit Dipl.-Ing. (FH) Annette Müller-Birkenmeier. Die Projektgruppe erarbeitet Konzepte, wie der Holzbau in Kommunen gestärkt werden kann. Dass dazu umfassende Aktivitäten erforderlich sind, zeigten sie in ihrem Vortrag auf. Wie etwa die Bündelung und Aufbereitung von Wissen zum Thema Holzbau, über die Effizienzsteigerung von Planung und Genehmigung bis Sicherstellung der zeitgerechten Verfügbarkeit von (Bau) Holz sowie die Vernetzung regionaler Holzbau-Akteure.

Zum Ende der Vortragsreihe machten sich die Referenten Martin Ohnemuß und Yannick Kunzer von Elztal Holzhaus GmbH zusammen mit Johann Haker, vom Ingenieurbüro Wirth I Haker, „Baubuche neu gedacht“, zu ihrem Thema. Bestes Beispiel dafür ist das Freiburger Forstamt. Die Buche ist der häufigste Laubbaum Mitteleuropas und gehört weltweit zu den Holzarten mit den größten Nutzungsreserven aus nachhaltiger Bauwirtschaft. Jedes Jahr wächst in Deutschland ca. 60% mehr Buchenholz nach, als eingeschlagen wird. Die Holzvorräte der Buche sind deshalb auf Rekordniveau.

Im Anschluss daran ging die Fahrt vom Regierungspräsidium per Straßenbahn zum Forstamt Freiburg, in der Wiehre. Dort startete die Besichtigung des Amtes unter Führung mit dem Architekten Wolfgang Stocker sowie Markus Rommel, Yannick Kunzer und Michael Ohnemuß.

Bei der Waldbegehung mit der Amtsleiterin des Forstamtes, Nicole Schmalfuß, und Förster Klaus Echle wurden umfangreiche Forstarbeiten vor Ort gezeigt. Ohne den Einsatz von Maschinen sind die vielfältigen Arbeiten nicht mehr zu verrichten. Geschick und Kraft gehören für diese anspruchsvollen Tätigkeiten jedenfalls mit dazu.

Warum der Wald wichtig für das Klima ist, konnten die Teilnehmer im Wald-Klima-Raum von den Herren Berno Menzinger und Markus Müller, erfahren und auch gleich selbst spüren. Der Wald ist ein komplexer Organismus, der umfangreiche Leistungen für Umwelt und Gesellschaft bietet. Der beste Weg, diese Leistungen zu erhalten (oder zu verbessern) ist es, den Wandel aktiv und vorausschauend zu gestalten. Tun müssen es die Menschen, denn die Natur kann es schon. Um diese zu bewahren, braucht es Mut und Macher.

 

 

 

 

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   V.l.: Martin Horn, Bärbel Schäfer, Cornelia Rupp-Hafner, Peter Hauk MdL, Michael Hafner
V.l.: Martin Horn, Bärbel Schäfer, Cornelia Rupp-Hafner, Peter Hauk MdL, Michael Hafner
Die Veranstaltung ist gut besucht
Die Veranstaltung ist gut besucht
Gute Gespräche mit den Ausstellern
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