Mit Holzbau gute Lebensräume schaffen

 

Eine Delegation aus rund 40 südbadischen Gemeinderäten, Bürgermeistern und städtischen Behördenvertretern informierte sich am 5./6. Oktober 2017 im Rahmen einer von proHolz Schwarzwald organisierten Fachexkursion über aktuelle Holzbau-Trends in Vorarlberg. Ziel war es, den Gemeindevertretern die Möglichkeiten des zeitgemäßen, innovativen Bauens anhand gelungener Projektbeispiele anschaulich vor Augen zu führen. Auf dem Programm stand der Besuch mehrerer Kommunal-, Wohn-, und Gewerbebauten in Holzbauweise. Während der Rundreise gab es ausgiebig Gelegenheit zum Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den Gästen und den österreichischen Gastgebern. Erster Programmpunkt war die Besichtigung des Holz-Hochhaus-Prototyps LifeCycle Tower One in Dornbirn – dabei handelt es sich um das weltweit erste Holz-Hybrid-Haus in Systembauweise. Das vom Architekturbüro Hermann Kaufmann entworfene achtstöckige Bürogebäude misst eine Höhe von 27 Metern und erfüllt den Passivhausstandard. Intelligente Gebäudetechniksteuerung sorgt für optimierte Betriebskosten. Die Holz-Beton-Verbunddecke entspricht der Feuerwiderstandsklasse REI 90 und stellt die brandschutztechnische Trennung der einzelnen Geschosse sicher. Die stützenfreien Räume ermöglichen ein flexibles Raumkonzept, das optimal an sich verändernde Nutzungsansprüche angepasst werden kann.

 

 

Einen weiteren Höhepunkt bildete der Besuch des Werkraum Hauses in Andelsbuch, das 2012/2013 im Auftrag der Handwerkerkooperation Werkraum Bregenzerwald nach Plänen des Architekten Peter Zumthor mit den Baustoffen Beton, Glas und Holz errichtet wurde. Die 1999 gegründete Kooperation zählt mittlerweile rund 90 Mitglieder und steht stellvertretend für den Zusammenhalt und die Innovationskraft des Bregenzerwälder Handwerks. Das Werkraum Haus dient als Versammlungsort sowie als Schaufenster zur regionalen Handwerkskultur. Wechselnde Ausstellungen und verschiedene Veranstaltungsformate für alle Altersgruppen laden zum Besuch ein. Das neue Konzept „Werkraumschule Bregenzerwald“, welches vom Werkraum und der Handelsschule Bezau gemeinsam umgesetzt wird, kombiniert Lehre und Fachschule in einer fünfjährigen Ausbildung. Durch begleitete Praktikumswochen bietet die Werkraumschule die Möglichkeit, Erfahrungen mit verschiedenen Werkstoffen, Berufsbildern, Arbeitsweisen und Betrieben zu sammeln und lässt Interessierten so ausreichend Zeit, sich für ein Material und den passenden Beruf zu entscheiden.


Zu Gast war die Gruppe beim „Handwerker-Philosophen“ Markus Faißt in seiner Holzwerkstatt in Hittisau. Der renommierte Schreinermeister bot den Teilnehmern umfassende Einblicke in seinen beruflichen Erfahrungsschatz; dabei stellte er den persönlichen Zugang zum Werkstoff Holz in den Vordergrund.


In Krumbach, einer Gemeinde, die konsequent auf den Baustoff Holz setzt, wurden die Besucher von Bürgermeister Arnold Hirschbühl begrüßt, der sie durch das Pfarrhaus und das nahegelegene Generationenhaus führte. Diese Holzgebäude sind im Passivhausstandard errichtet und werden über eine kommunale Hackschnitzelanlage beheizt. Vor allem Weißtanne kommt zum Einsatz, große Fenster ermöglichen eine optimale Tageslichtnutzung. Die Ausschreibung für das Gebäude erfolgte streng nach ökologischen Kriterien.


Der zweite Tag begann mit einem Vortrag von Harald Gmeiner vom Energieinstitut Vorarlberg zum Thema „Nachhaltiges Bauen in Vorarlberg“. Der Referent ging insbesondere auf das oft vernachlässigte Thema graue Energie ein – gemeint ist damit die Energiemenge, welche in einem Gebäude unter Betrachtung seines gesamten Lebenszyklus steckt. Gmeiner veranschaulichte anhand von Beispielen die vielen Vorteile, welche die Holzbauweise auch in dieser Hinsicht bietet. Er wies in diesem Zusammenhang auf die Internetplattform baubook hin, die umfangreiche Informationen zum ökologischen Bauen und Sanieren bietet.

 

 

Peter Nussbaumer und Günther Prechter vom Bregenzer Architekturbüro Dietrich / Untertrifaller führten die Teilnehmer durch die „Hotspots“ des Bürogebäudes der Firma Omicron Electronics GmbH in Klaus. Die Denk- und Erholungsräume des Gebäudes wurden vor allem mit Holz und Lehm realisiert. Einen besonderen Blickfang bildet die von Gregor Eichinger entworfene Holzskulptur, die, bestehend aus übereinander geschichteten, CNC-gefrästen Platten, zwei Stockwerke miteinander verbindet.


In der Mittelschule von Klaus-Weiler-Fraxern wurden die Schul- und Mehrzweckgebäude sowie die Sporthalle besichtigt. Die Halle mit einem Tragwerk aus BSH-Trägern und einer Fassade aus vertikalen Weißtannenlamellen verfügt über 56 Oberlichter in ungleichartiger Pyramidenstruktur, die für viel Tageslicht sorgen.


Den letzten Programmpunkt bildete das Altstoffsammelzentrum in Feldkirch. Martin Skalet vom Büro Marte.Marte Architekten wies die Teilnehmer unter anderem auf die kreuzförmigen Brettschichtholzstützen unter der Brettstapeldecke hin, die eine Spannweite der Fachwerkträger von 15 Metern ermöglichen und so für maximale Bewegungsfreiheit in der Halle sorgen. Die Lärchenholzfassade signalisiert den jährlich 70.000 Kunden schon von weitem den hohen Stellenwert, den die Gemeinde Feldkirch den Gedanken der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung einräumt. Abschließend zog Johannes Haug, Clustermanager von proHolz Schwarzwald, eine sehr positive Bilanz der von ihm geplanten Exkursion. Die Teilnehmer äußerten sich begeistert über die zahlreichen Anregungen und Konzepte, die ihnen die Rundfahrt sowie die interessanten Begegnungen und Gespräche vermittelt hatten.
 

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