HOLZBAU-FORUM DONAUESCHINGEN: HOLZBAUKULTUR VOM SCHWARZWALD BIS ZUM BREGENZERWALD

 

„Planen und bauen Sie mit Holz“. Diesen Appell richtete Rolf Rombach, Präsidiumsmitglied des Verbandes Holzbau Baden e.V. an 300 Teilnehmer des Forums „Holzbaukultur vom Schwarzwald bis zum Bregenzerwald“ in den Donauhallen in Donaueschingen. Die Veranstaltung für Architekten, Ingenieure, öffentliche und private Bauherren und Vertreter von Holz-Produzenten und Holzbau-Unternehmern war von dem durch die Europäische Union und das Land Baden-Württemberg geförderten regionalen Cluster proHolz Schwarzwald organisiert worden. Zahlreiche kompetente Referenten machten anhand von ausgezeichneten Beispielen deutlich, welche vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten der Holzbau inzwischen bietet.

 

 

Bei der Eröffnung des Forums unterstrich Präsidiumsmitglied Rolf Rombach die Ziele seines Verbandes und von proHolz Schwarzwald: Angestrebt ist die Steigerung der Verwendung von Holz aus dem Schwarzwald und die verbesserte Vernetzung innerhalb der, so Rombach, „Wertschöpfungskette Forst und Holz“. Holz sei als nachwachsender Baustoff besonders empfehlenswert und diene dem Klimaschutz, weil CO2 gebunden wird. Hamburg und München hätten das im Gegensatz „zum grünsten Bundesland Baden-Württemberg“ erkannt und entsprechende Förderung des Bauens mit Holz aufgelegt. Die weit verbreitete Annahme, Holz sei besonders brandgefährdet, konterte Rombach, der selbst Feuerwehrmann ist, mit dem Hinweis, massiv verbautes oder verkapseltes Holz habe „beste Brandschutzeigenschaften“.
 
Fred Gresens von der Architektenkammer Südbaden, die im Cluster proHolz Schwarzwald engagiert ist, bezeichnete Holzbau als „eine große, traditionelle Disziplin der Architektur“, die während der Industrialisierung „aus dem Bild der Städte wachsenden Städte verschwand“. Inzwischen gebe es jedoch einen neuen Boom des Bauens mit Holz. Laut einer Studie könnten bundesweit mehr als 1,5 Millionen Wohnungen durch Dachaufstockungen in Holz ohne zusätzlichen Flächenbedarf und ohne zusätzliche Erschließungskosten gebaut werden. Holz, meinte Fred Gresens, „könnte zum urbanen Baustoff der Zukunft werden“. Und sollte auch im mehrgeschossigen Wohnungsbau stärker eingesetzt werden. Der Zimmermann und Restaurator Christian Lehmann aus St. Georgen sprach von der Vision, dass der Holzbau im Schwarzwald wieder zu einem Markenzeichen wird. Er sei zeitgemäß und modern.

Was im Clustergebiet Schwarzwald als regionale Baukultur bezeichnet werden kann und welche Rolle Holz dabei spielt, erörterte der Architekt Gerhard Zickenheiner vom Naturpark Südschwarzwald. Das traditionelle Schwarzwaldhaus in Eindach-Bauweise erklärte er für „tot“, weil es seiner Funktion für eine funktionierende Landwirtschaft nicht mehr gerecht werde. Zickenheiner definierte regionale Baukultur nicht als Kopieren traditioneller Formen, sondern als Übernahme von neuen Ideen, die Projekte von hoher Qualität hervorbringen, nachhaltig sind und stimmig zur Örtlichkeit und in die Landschaft sowie in die Zeit passen. Das Verfassen einer regionalen Gestaltungsfibel lehnt er ab: "Gute Architektur entsteht nicht, wenn ich den Gestaltern den Freiraum nehme und Ihnen vorschreibe, was wo hinpasst". Holz erhalte dann besondere Bedeutung, „wenn der Baustoff besonders gut eingesetzt wird und der Kontext stimmt“.

 

 

Vorgestellt wurden auf dem Forum ausgezeichnete und allgemein anerkannte Beispiele des Bauens mit Holz im Schwarzwald. Unter anderem das Naturparkhotel „Der Waldfrieden“ durch die Inhaberfamilie Hupfer in Todtnau-Herrenschwand und der Forststützpunkt St. Peter. Ihn hat der Architekt Jochen Weissenrieder mit eigenständigen Holzbaukörpern in durchdachter und dem Ort angemessener Kleinteiligkeit entworfen. Der ebenfalls präsentierte Neubau der Winzergenossenschaft Buchholz-Sexau dient als Beispiel dafür, dass mit attraktiver Holzarchitektur auch positive wirtschaftliche Effekte zu erzielen sind: Zwei Jahre nacheinander jeweils 30 Prozent Umsatz-Plus auf Grund der Attraktivität des neuen Verkaufsraums registrierte die Winzergenossenschaft. Der verantwortliche Architekt Michael Maucher aus Waldkirch hob weitere Vorteile des Bauens mit Holz hervor: kurze Bauzeit bei Nutzung industriell vorgefertigter Bauteile (Brettschichtholz/BSH), Gewichtsvorteile auf schlechtem Baugrund und kostengünstige Realisierung. Fazit von Maucher: "Holz als regionaler Baustoff wird immer wichtiger."

Die renommierten international tätigen österreichischen Architektur - Büros Ludescher und Lutz und Dietrich/Untertrifaller präsentierten kühne Holzbau-Lösungen, die sie in verschiedenen Ländern realisiert haben – darunter Schulgebäude, Weingüter und Gasthäuser. Ludescher und Lutz gewannen auch Wettbewerbe im Südschwarzwald mit dem Gemeindehaus in Fröhnd und dem Belchenhaus. Helmut Dietrich, einer der Stars der Holzbaubranche, gab den Teilnehmern des Forums abschließend den Rat: „Viele Aufgaben sind mit Holz hochwertiger zu machen als mit anderen Baustoffen“.

 

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