Innovatives Bauen mit Holz in der Bodenseeregion

 

Konstanz. Auf der Fachtagung Holzbau an der HTWG Konstanz am 16.03.2018 präsentierte die Clusterintiative proHolz Schwarzwald besonders gelungene und ausgezeichnete Beispiele moderner Holzbauten rund um den Bodensee und in angrenzenden Regionen. Über 100 Architekten, Planer, Ingenieure und Studierende strömten zur Freude der Veranstalter proHolz Schwarzwald und der Fakultät für Bauingenieurwesen an der HTWG Konstanz in den bis auf den letzten Platz gefüllten Hörsaal. Unterstützt wurde die Fachtagung von den Kooperationspartnern Holzbau Baden e. V., Architektenkammer Baden-Württemberg, Bund Deutscher Architekten und Ingenieurkammer Baden-Württemberg. „Wir müssen gerade die Kommunen davon überzeugen, welche Vorteile das Bauen mit Holz hat“, sagte der Beiratsvorsitzende von proHolz Schwarzwald, Michael Hafner, in seiner Eröffnungsrede. „Das ist in den Städten noch nicht so durchgedrungen“. Hafner verwies neben den vielen technischen Vorteilen auf die die positiven Effekten des Holzbaus auf das Klima. Dass im Baustoff Holz das Treibhausgas CO2 gebunden wird, müsse für die Städte und Gemeinden Motivation sein, verstärkt auf das Bauen mit Holz zu setzen. Holz werde im Bauwesen sowohl im Klimaschutz als auch im Ressourcenschutz eine zentrale Rolle spielen. Möglichkeiten gebe es viele im Städtebau über Ein- und Zweifamilienhäuser hinaus – beim Garagenbau, beim Geschosswohnungsbau oder beim Brückenbau. Schon jetzt würden in Südbaden ca. 30 Prozent der Ein- und Zweifamilienhäuser aus Holz gebaut. Ein Drittel des jährlichen Holzeinschlages in Deutschland würde ausreichen, um sämtliche Eigenheime in Holzbauweise entstehen zu lassen. Dadurch würden bis zu 56 Prozent weniger Treibhausgase an die Atmosphäre abgegeben als bei der Verwendung anderer Baustoffe, so Hafner.

 

 

Gerhard P. Maier, Vorsitzender der Kammergruppe Konstanz der Architektenkammer Baden-Württemberg, setzte sich ebenfalls dafür ein, das Bauen mit Holz zu fördern. Die Technik beim Holzbau werde ständig weiterentwickelt, hob er hervor, und immer mehr Holzarten wie zum Beispiel Buchenholz könnten in der Zukunft verwendet werden. Michael Muffler, Vorsitzender der Kreisgruppe Schwarzwald Baar Heuberg im Bund Deutscher Architekten, beschrieb die Vielfältigkeit des Baustoffes Holz und empfahl den Tagungsteilnehmern: „Es muss nicht immer heimisches Holz sein. Es geht darum, das richtige Holz an der richtigen Stelle einzusetzen“. Das könne auch mal spezielles Holz aus Amerika sein, wie er es an der Verkleidung der Tonhalle in Villingen-Schwenningen eingesetzt habe.Philipp Schmon, Bauingenieur bei SJB Kempter Fitze aus Frauenfeld in der Schweiz, empfahl für große Geschäfts- und Wohnhäuser die „Hybrid-Bauweise“, in der sowohl Holz als auch Beton zum Eins atz kommen und stellte entsprechende Objekte aus der Schweiz vor. Am Beispiel des Tamedia-Verlagsgebäudes in Zürich demonstrierte er die Holzkonstruktion eines imposanten Gebäudes, dass ohne den Einsatz von Stahl komplett aus Holz gefertigt wurde. Spektakuläre Architektur liegt dem Bauen mit Holz in freien Formen zugrunde, wie beim Centre Georges Pompidou in Metz in Frankreich oder der Cité musicale auf der Ile des Seguins in Paris. Beeindruckend und einzigartig auch die Holz-Dachkonstruktion des Swatch-Headquarters im schweizerischen Biel mit geflochtenen Holzträgern in speziell geformten Sechs-Lagen-Brettschichtholz. „Holz lässt sich von allen Baustoffen am besten biegen“, meinte Philipp Schmon, „aus diesem Werkstoff lässt sich das Maximale herausholen“.

 

 

Lena Bramsiepe von der TU Dortmund präsentierte ihren Entwurf Wohlgefühl, Isabell Stengel und Anders Macht von der HS Coburg stellten das Globe Theater Coburg vor. Mit ihren Entwürfen gewannen die drei Studierenden jeweils Preise beim Hochschulpreis Holzbau 2017.In Leutkirch im Allgäu verwandelte der Architekt Edwin Heinz die landwirtschaftliche Anlage des Marienhofs im Übergang von Stadtgebiet in die freie Landschaft zu einer Wohnsiedlung aus Holz mit sechs modernen Wohnhäusern und einem Gebäude mit zwei Mietwohnungen. Dafür gewann er mit seinem Konzept zahlreiche Preise, unter anderem den German Design Award 2018. Viele clevere Lösungen finden im Marienhof Anwendung, so schützt z. B. eine wasserabweisende Dura-Patina Behandlung die Fassaden vor farblichen Veränderungen. Helmut Dury, Architekt aus Konstanz, und der Michael Künstle vom Büro Baustatik Relling in Singen stellten die mehrfach ausgezeichnete Gemeinschaftsschule in Steißlingen im Hegau vor. Das durchdachte Gebäudekonzept enthält eine vorgehängte Glasfront, die einerseits als Klimapuffer dient und andererseits das Holz schützt. Wie schnell und mit welch hoher Präzision mit vorgefertigten Holz-Elementen Gebäude e rrichtet werden können demonstrierte der Architekt Fredi d‘Aloisio aus Konstanz am Beispiel einer Kindertagesstätte, die ebenfalls in Steißlingen gebaut wurde. D‘Aloisio: „So schnell kann man gar nicht ducken, wie die Elemente aufgebaut werden“.

 

 

Matthias Hein aus Bregenz, Architekt des Leuchtturmprojekts Neue Comturey auf der Insel Mainau ließ in seinem Vortrag die Teilnehmer an seiner Leidenschaft für den Holzbau teilhaben. Mit einer über 100 Meter langen, gebogenen und unterschiedlich gekrümmten Holzdachkonstruktion gestaltete er den in den Hang integrierten Empfangsbereich unterhalb des Schlosses. Durch die Verwendung von Holz könne Sinnlichkeit, Intimität und ein besonderes Wohnerlebnis erzielt werden, so Hein. „Holz ist von der Haptik und vom Geruch her besonders wertvoll“. Auch Hein lobt die Schnelligkeit und Kostenvorteile beim Bauen mit Holz sowie die Tatsache, dass die Aufstockung von Gebäuden mit Holzkonstruktionen sich wegen des geringen Gewichts von Holz anbietet. Fazit von Prof. Dr. Wolfgang Francke von der HTWG Konstanz: „Die Fachtagung hat einen breiten Bogen geschlagen und gezeigt wie viele innovative Ansätze es inzwischen beim Bauen mit Holz gibt und wie extrem interessant die Verwendung von Holz sein kann“.

 

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